
Wie sehen die Schweizerinnen und Schweizer die Komplementär- und Alternativmedizin? Um diese Frage zu beantworten, hat das ErfahrungsMedizinische Register (EMR) zwischen Juni und Juli 2021 eine repräsentative Umfrage unter 6375 in der Schweiz lebenden Personen ab 16 Jahren durchgeführt. Ein Überblick über die wichtigsten Ergebnisse dieser neuen Umfrage.
Typisches Profil einer Person, die Komplementärmedizin in Anspruch nimmt
Laut der Studie haben 65% der Schweizer Bevölkerung bereits Erfahrungen mit alternativer und komplementärer Medizin gemacht. Die Studie stellt keine starken regionalen Unterschiede fest. Der Anteil der Nutzer ist in der französischsprachigen Schweiz mit 67% etwas höher als in der Deutschschweiz oder der italienischen Schweiz (65% bzw. 59%). Der Prozentsatz der Frauen, die komplementäre Therapien in Anspruch nehmen, ist mit 51 % höher als der der Männer (41 %). Ausserdem ist der Anteil der Personen, die komplementären Therapien vertrauen, bei den unter 55-Jährigen immer noch höher als bei den Älteren. 55% der Personen, die diese Art von Medizin nutzen, sind zwischen 36 und 45 Jahre alt.
Der Stellenwert der Komplementärmedizin im Behandlungsverlauf
Mehr als sechs von zehn Befragten sind der Meinung, dass die Alternativ- und Komplementärmedizin sinnvoll als Ergänzung zur konventionellen Medizin angewendet werden kann. Nur 25% der Befragten bevorzugen sie als Alternative zur Schulmedizin. Und schliesslich sehen nur 4% der Befragten gar keine praktische Anwendung. Personen, die alternative Heilmethoden nutzen, wenden sich zu 63 % an einen Therapeuten und zu 37 % an ihren behandelnden Arzt oder entscheiden sich für die Selbstbehandlung und Selbstmedikation. Bei der Selbstmedikation holten sich die Umfrageteilnehmer jedoch Ratschläge von medizinischen Fachkräften wie Apothekern, Ärzten oder Therapeuten ein.
Wirksamkeit der Behandlung und Gründe für die Inanspruchnahme
Die Entscheidung für die Komplementärmedizin ist nach wie vor eine Frage des Vertrauens, denn 36% der Befragten verlassen sich auf Empfehlungen aus dem Bekanntenkreis und 29% auf die Empfehlung eines Arztes oder einer medizinischen Fachkraft. Jeder fünfte Befragte gab an, über Medienberichte oder Online-Werbung auf die Methoden aufmerksam geworden zu sein. Bemerkenswert ist, dass 84% der Personen, die Komplementär- und Alternativmedizin in Anspruch genommen haben, der Meinung sind, dass die Ergebnisse „ausreichend bis sehr effektiv“ waren. Insgesamt gaben die Befragten 91 Beschwerden an, die mithilfe der Komplementärmedizin behandelt wurden. Die häufigsten Beschwerden waren Nacken- und Rückenschmerzen (14%), allgemeine Muskelschmerzen oder -krämpfe (8%), Gelenkschmerzen (7%) und Allergien (6%). Unabhängig vom Behandlungsziel kann die Komplementärmedizin zu einer gesünderen Ernährung (38 %), einem besseren Umgang mit Beschwerden (38 %), mehr Bewegung (36 %), einem besseren Selbstbewusstsein (29 %) und letztlich zu einer Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands (27 %) führen. Ein weiterer beruhigender Aspekt ist, dass 90% der Schweizer erneut der Komplementärmedizin vertrauen würden, wenn die gleichen Beschwerden wieder auftreten würden.