
Nachdem sie 15 Jahre lang in der Schmerztherapie gearbeitet und selbst an chronischen Schmerzen gelitten hat, erklärt uns Dr. Sheetal DeCaria in diesem TED-Video, was „implicit bias“, also unbewusste Vorurteile sind und wie sie eine richtige Einschätzung von Schmerzen beeinträchtigen.
„Implicit bias“ ist eine Voreingenommenheit oder Befangenheit, die auf unseren unbewussten Annahmen oder Assoziationen basiert. Die impliziten Vorurteile in der Gesundheitsversorgung wurden 2003 ans Licht gebracht. Dieses Jahr hat das amerikanische Institut für Medizin einen Bericht veröffentlicht mit dem Titel „Ungerechtigkeiten in Behandlungen“, der erklärt, dass ethnische Minderheiten weniger wirkungsvolle Behandlungen erhalten. In Bezug auf Schmerzen betreffen die Vorurteile laut dem Bericht nicht nur Minderheiten, sondern auch Frauen und sogar Kinder.
Schmerzen, die nicht durch einen Monitor oder einen Labortest messbar oder beschreibbar sind, werden meistens über ein Schmerzempfinden auf einer Skala von 0 bis 10 gemessen. Daher sind die empfundenen Leiden subjektiv. Wenn der Ursprung der Schmerzen nicht medizinisch identifiziert werden kann, ist die Diagnose offen für Interpretationen. Dabei wird diese Interpretation jedoch durch unbewusste Voreingenommenheiten beeinflusst. Beispiele dafür aus wissenschaftlichen Studien?
Frauen erhalten im Gegensatz zu Männern eher angstlösende als schmerzstillende Mittel, wenn sie sich über starke Bauchschmerzen beklagen. Bei Infarkten verzögert sich die Behandlung von Frauen oft, da Ärzte denken, dass die Schmerzen auf Stress oder familiäre Sorgen zurückzuführen sind.
Unbeabsichtigte und unbewusste Vorurteile können bekämpft werden, indem wir unsere eigenen Stereotypen identifizieren, Empathie aufbringen und der Geschichte jedes Patienten aufmerksam zuhören. Dr. Sheetal DeCaria hat eine doppelte Zertifizierung in Anästhesie und Schmerztherapie vom American Board of Anesthesiology.